Die Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach (IGN) reicht bis Notzenhausen bei Puttenhausen (Mainburg). Vermutlich waren die meisten Gäste des Hopfentags 2023 dort noch nie. Und es kommen immer mehr. Die Familie Kreitmeier stellte ihre neue Halle zur Verfügung, um die rund 250 Gäste aufzunehmen und zu bewirten. Nach den Weißwürsten, der Begrüßung durch Geschäftsführer Mario Scholz, einer Ehrung des Augustinerchefs Werner Meier, der dem Hopfen auch nach seiner Pensionierung in 24 treu bleiben will, und einem sehr profunden Vortrag von LfL-Produktionstechnik-Leiter Johann Portner zur Wasserversorgung der Hallertau ging es schon mit offenen Fachzeugen in die Hopfengärten, wo Georg Kindsmüller vom Hopfenring das Anbaujahr 2023 darstellte. Mit zwei Kanzeln wurden ausgesuchte Gäste über die Anlage gehievt, ein Erlebnis der besonderen Art. Zurück bei den Kreitmeiers gab es Kaffee und Kuchen. Dr. Martin Zarnkow, Weihenstephan, schilderte seine Erfahrungen mit der Fermentation von Spalter-Select- und Herkules-Dolden. Es könne das Aromenpotential deutlich verbessert werden.
Sebastian Kürzinger, 1. Vorsitzender der IGN aus Eichelberg, ging nochmals auf das Hopfenjahr ´23 ein, aber auch auf die Ereignisse im neuen Lehrpfad zu Hopfen und Artenvielfalt. Von Ende Mai bis Ende Juli gab es zu wenig Niederschläge, so dass die Hopfen zu wenig Seitentriebe entwickelten und damit der Ertrag zurückgeht. So fiel die Ernteschätzung des IGN, vorgetragen von Mario Scholz, mit 33 000 to für die Hallertau pessimistischer aus als die offizielle (siehe Hauptartikel). Das kommentierte Adi Schapfl, Präsident der deutschen Hopfenpflanzer, bei seinem Überblick über die Veränderungen am internationalen Hopfenmarkt. Fazit: Die Nachfrage nach Hopfen weltweit stagniert, der Zuwachs des Craftbiermarkts in den USA ist beendet, die USA legen Hochalphahopfen ein, die auf die internationalen Märkte drängen.
Walter König, Geschäftsführer beim Bayrischen Brauerbund und der Gesellschaft für Hopfenforschung, berichtete über die Ernte ´23 bei Braugerste in Deutschland. Sie fiel witterungsbedingt sehr verhalten aus. Lediglich die Wintergerste im Vorherbst ausgebracht schaffte es mit guten Ertragen. In Summe liegt Deutschland um mehr als 15% unter Vorjahrsniveau. Die europäischen Nachbarn können aber auch nicht wie üblich aushelfen, da sie vom Klimawandel ebenso betroffen sind. Einen stimmungsvollen Ausklang brachte der Braumeister Josef Lechner von Schneider Weiße, Kelheim. Er schilderte seine Verbundenheit mit Hallertauer Hopfen in seinem Weißbier. Deshalb versorgte auch seine Brauerei die Gäste mit Getränken.
Diese umfassende Information für die Brauer aus ganz Deutschland und Kunden der IGN schafft einen überzeugenden Überblick über die Märkte und die Ursachen der zum Teil schwierigen Versorgung, aber auch über neue Ansätze der Forschung. Keine Veranstaltung schafft dies besser. Damit hat sich die IGN einen Startvorteil im Hopfenhandel gesichert, der den Aufwand rechtfertigt. Die Harmonie mit HVG und Pflanzerverband ist offensichtlich, wobei die IGN mehr Kunden des deutschsprachigen Raums abdeckt und die HVG weltweit deutschen Hopfen vermarktet. Aus lokalpatriotischer Sicht kommt ein Stolz, dass dies alles von Niederlauterbach ausgeht. Die Gäste fühlen sich bestens betreut. Das Vertrauen in die Qualität der IGN-Hopfen besteht, ja es verlassen echte Fans des Hallertauer Hopfen den IGN-Hopfentag. Wegen der Versorgungsunsicherheit der Brauwelt durch die Hallertau schlug die Meldung über die Weathertec-Bewässerung wie ein Geschenk des Himmels ein (siehe unteren Beitrag). ek