Das Wolnzacher Volksfest besticht nicht nur mit seiner ausserordentlichen Länge von 11 Tagen, sondern auch mit seiner Mischung aus Tradition und Jugend. In Wolnzach findet nicht nur die Wahl der Hallertauer Hopfenkönigin und ihrer Stellvertreterin statt und wird dadurch zum Zentrum des deutschen Hopfenbaus, in Wolnzach erhalten die Musikkapellen der Nachbarorte ihren Auftritt und dann bringen „Showbands“ die Jugend auf die Bänke, heuer am Mittwoch, 16.08. mit der „Saustoimusi“ und am Freitag, 18.08. mit „Trixi und den Partylöwen“ PM5 übernimmt den Ausklang.
Diese Vielfalt prägt das „Hallertauer Volksfest“. So kommen die Nachbarorte gerne nach Wolnzach. Das wird schon auf der Eröffnung am Samstag erlebt mit den vielen aktuellen und ehemaligen Bürgermeistern der Nachbargemeinden des Landkreises Pfaffenhofen. Eigentlich sollten es irgendwann alle Gemeinden der Hallertau werden. Heuer ist der Wahlkampf nicht zu übersehen. Alle Bewerber für den Landtag finden im Hallertauer Volksfest nach Wolnzach.
In einer Zeit, in der alles auf Effekte gesetzt wird, scheint das Wolnzacher Volksfest aus der Zeit gefallen zu sein. Es warten nur eine überschaubare Zahl von Fahrgeschäften auf den Besucher des Bierzeltes. Jedes Jahr sind es die gleichen. Aber da beginnt schon der Charme der Nostalgie zu wirken. Alle Besucher halten sich gerne vor dem „Bierzelt“ auf. Die Überschaubarkeit wird zur „Bühne davor“. Hier treffen wir auf Qualitätsanbieter, die immer die Gäste vortrefflich bedienen wie z. B. Helmut Stich oder die Emmental-Verkäufer. Auf der anderen Seite vergnügt sich die Jugend auf dem Auto-Scooter – wie vor 50 Jahren, aber jedes Jahr neu und jung. Schön, dass alle Schausteller die Corona-Krise überlebten. Das Volksfest 2023 hat alles aus Corona hinter sich gelassen. Wir leben wieder frei und ungebunden. So wie wir es uns in der Krise gewünscht hatten.
Wir genießen die Wiedergeburt des Hallertauer Volksfestes um so bewusster. Es gibt viele Wolnzacher, die jeden Abend ihr Bier dort trinken wollen. Den Edelstoff von Augustiner. Bei jedem neuen Fass erklingt die Glocke. Eine Tradition, die nur Wolnzach kennt. Heuer ist der Festwirt, Benjamin Stuhlmiller, ein starker Vertreter der Wolnzacher Augustiner-Dynastie. Er schenkt in seinem Gasthof „Zur Post“ das Augustiner genau richtig temperiert und „foamig“ aus. Da kann also nichts schief gehen mit dem Wolnzacher Volksfest. Mittlerweile hat sich auch der Biergarten vor der Volksfesthalle fest etabliert. Es muss auf die Unterschiede zur Bierkultur im „Bierzelt“ geachtet werden. Aber es sind auch viele Gäste beim „Urban Chestnut“, wo kreatives Bier ausgeschenkt wird, das freilich schon für viele Wolnzacher zur gewohnten Marke geworden ist.
Das 73. Hallertauer Volksfest soll ein Volksfest aus dem Bilderbuch werden. Das Wetter bleibt wechselhaft. Aber das ist nicht nur gut für den Hopfen und seine Inhaltsstoffe, im Volksfest spielt das Wetter nur noch eine sekundäre Rolle. Die Gäste kommen bei jeder Witterung. Das süffige Bier und die Atmosphäre zählen als Magnet. Die Schausteller trifft es freilich schon. Und danach wird weiter gefeiert z. B. beim „Schloßhof“ – gleich welches Wetter. 11 Tage der großen Sause. Niemand kann sich dessen entziehen. Mitten im Ort. Der Geruch des Volksfests liegt in der Luft. Eine Glückseligkeit.
Mit den schwierigen Nachbarn konnte endlich ein Agreement gefunden werden. Aber daraus kommt auch der strikte Zeitplan. Um 23:30 Uhr ist Schluss. Und um 24 Uhr legen die Bedienungen die Bänke um. Gnadenlos. So wird die Maschinerie hinter dem Fest erkennbar. Doch braucht es diese Organisationsebenen. Das ist Teil der Professionalität. Ja, das Hallertauer Volksfest ist professionell. Das verleiht ihm sein Standing über all die Jahre. Seien wir froh, dass Augustiner so eine Freude an Wolnzach hat. Keine Brauerei war so großzügig zu ihren Wirten in der Corona-Krise. Da sollte auch einmal gedankt werden. Die Augustiner sind zu Wolnzachern geworden. ek