Aus Unkenrufen, vor allem des Ifo-Instituts, entwickelte sich eine Verunsicherung der deutschen Wirtschaft, die dann durchaus in eine Rezession münden könnte. Es kommt die Systemkritik hinzu: zu hohe Strompreise, zu viel Bürokratie oder zu hohe Zinsen. Doch das bestand in 2022 bereits, meist noch drastischer. Der Ifo-Konjunktur-Index bestimmt sich aus den Meinungen der Befragten. Sie geben wider, was in den Medien steht, ergänzt durch persönliche Erfahrungen. Doch geht es uns schlecht? Der Arbeitsmarkt ist etwas offener geworden, aber ist das nicht auf ein normales Maß von Angebot: Nachfrage hinaus laufend?
In der Politik herrscht ständiger Wahlkampf. So wird die Wochenprognose zum Stimmungsmaßstab. Welche Partei liegt vorne? Das Warum ist meist nicht erklärbar – zumindest nicht für Politiker und Ausführende. So wird von der CDU/CSU kräftig ausgeteilt – mit angeprangerten Fehlentwicklungen. Tatsächlich besteht seitens der Wirtschaft nur ein begrenztes Vertrauen in die Ampel-Regierung. Der gerade herrschende Pessimismus ist eine Folge daraus. Auch die Wirtschaftsinstitute nehmen kaum Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Unternehmen. Sie publizieren ihre Prognosen, wann immer sie fertig sind. Und die Medien verstärken alle negativen Meldungen. Doch jetzt auch noch eine Standort-Diskussion vom Zaun zu brechen, muss in die Hose gehen. Warum wird nicht eine positive Meldung eingebracht?
Die EZB droht mit weiteren Zinsschritten. Tatsächlich wurde die Bauwirtschaft durch den schnellen Zinswechsel stark geschädigt. Alle anderen Branchen arbeiten die dicken Auftragsbücher ab. Der deutsche Export vermeldet für den März einen Rekord. Das ist z. B. eine der dringend benötigten Positiv-Meldungen. Eigentlich bräuchte es kein Konjunkturprogramm, wenn nicht so viele irreführenden Meldungen täglich daherkämen. Andere Nationen wären froh, so eine starke und vielfältige Industrie zu haben. Wenn Deutschland schwächelt, brechen die anderen Staaten der EU ein. Damit gefährden wir unseren Export in diese Länder. Aber dies verstehen nur wenige.
Schade, dass wir keine Autorität haben, die die Stimmung wieder dreht. Die Wirtschaftsinstitute wären in Summe solch eine Autorität. Aber sie lassen sich nicht für eine „Wirtschaftspolitik“ gewinnen. Dabei würde es schon viel helfen, wenn die Formulierungen verbessert würden. Ein Glas ist halb voll, aber die Pessimisten möchten es lieber als halb leer sehen. Objektiv ist es dasselbe Glas. Ist es ein Verbrechen, es als halb voll zu bezeichnen? Abgesehen von der Bauwirtschaft hat die deutsche Industrie keine echten Probleme. Der Fachkräftemangel kommt doch nur von einer Überbeschäftigung gepaart mit einer negativen demographischen Entwicklung d.h. es gehen mehr in Rente als aus der Jugend hinzukommen.
Dabei müssten sich doch alle freuen, dass wir diese wahnsinnige Corona-Pandemie so schnell und gut überwunden haben. Die Produktivität kann überall gesteigert werden. Der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit kann nicht schnell genug erfolgen. Wir haben weder den Grund noch eine Notwendigkeit zu schwächeln. Wie sagte ein Verkäufer: „Gleich wie die Lage ausfällt, wir können um keine negativen Gefühle erlauben“. Dann verbietet es sich auch, darüber zu diskutieren. ek