Die letzte Regionalausschusssitzung der IHK Pfaffenhofen am Mittwoch stand hauptsächlich unter dem Thema „Nachhaltigkeit“. Das wurde auf dem Tablett serviert: Denn das Hipp Werk beherbergte die Veranstaltung. Sebastian Hipp ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses. Hipp arbeitet an der Nachhaltigkeit seit zwei Jahrzehnten, schaffte sich ein Alleinstellungsmerkmal durch diese Ausrichtung. Doch die scheint nun zu Ende zu gehen, da die EU alle Unternehmen ab einer gewissen Größe zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Alle Konkurrenten von Hipp haben mehr als 250 Mitarbeiter. Die Expertin der IHK für Nachhaltigkeit, Frau Dr. Henrike Purtik, legte die Auflagen, gestaffelt nach Jahren dar. KMUs sind auch betroffen, wenn sie börsennotiert sind.
In der Werksbesichtigung davor ging es freilich noch ganz „klassisch“ zu: Während die Aufbereitung der Zutaten noch per manuelles Einfüllen beginnt, werden die Gläser von Maschinen befüllt, erhalten Deckel und Sterilisation, werden etikettiert, in Trays verpackt und auf Paletten abgestapelt. Alles automatisch. Der Mensch schafft nur die Paletten mit Gläsern und Deckeln heran, legt Etiketten und Kartonstapel ein und fährt die fertigen Paletten ins Auslieferungslager. Von den 1.300 Mitarbeitern in Pfaffenhofen arbeiten nur etwas mehr als 300 in der Produktion, dreischichtig von Montag bis Freitag. 200 Mio. Gläser und Flaschen wurden so in 2022 in Pfaffenhofen produziert. Letztes Jahr erreichte der Umsatz der Hipp-Gruppe 1 Mrd. €. In vier anderen Werken werden Milchpulver u.v.m. hergestellt. Mit Windeln und Cremes wurde das Angebot abgerundet.
Für die Nachhaltigkeit arbeiten bei Hipp mehrere Mitarbeiter. Eri Weichenrieder gab dazu Einblicke. Für den Nachhaltigkeitsbericht, der jährlich erscheint, trägt sie die Verantwortung. Auch sie weiß um die Flut von Auflagen und neuen Gesetzen. Sebastian Hipp sieht in der umfangreichen Dokumentation eine Gefahr für die Umsetzung neuer Maßnahmen. Es wird bei Hipp sehr wohl kritisch gedacht und nicht jeder Hype nachgebetet. Für Solarenergie kann sich Sebastian Hipp nicht sonderbar begeistern. Auf das Fuhrpark-Konzept angesprochen, befindet sich Hipp noch in der Sondierungsphase. Das Bio-Diesel mit Aufspaltung von CO2 nach der Verbrennung würde zu Hipp gut passen. Hipp stieg als erster in Bio-Landwirtschaftsprodukte ein, verschaffte sich damit die Marktführerschaft in Deutschland.
Elke Christian, Bereichsleiterin der IHK München und Oberbayern für alle Regionalausschüsse, stellte die Kampagne der IHK zur Landtagswahl vor. Die Diskussionspunkte mit den Kandidaten aller Parteien wurden von Christian konzentriert auf die Themenfelder Strom/Energie, Fachkräfte und Digitalisierung/Bürokratieabbau. Landrat Albert Gürtner trug zur Diskussion vieles bei. Es ist haarsträubend, wie lange die Anschlüsse von Photovoltaik-Anlagen durch das Bayernwerk brauchen, selbst nur für Eigenstrom. Bei Bauanträgen wurden die Auflagen in den letzten Jahren stark erhöht. Die Bürokratie wird also immer größer. Landrat Gürtner möchte noch mehr Digitalisierung einführen, z.B. bei Bauanträgen. Dann ließe sich die Bürokratie schnelles bewältigen und vieles aus dem Speicher einlesen. ek