Seit letzter Woche hängt am Hopfenmuseum ein neues Transparent. Es bezeichnet die Ausstellung als „Klassentreffen“ mit Untertitel. „Assistenten und Schüler Ben Willikens“. Prof. Ben Willikens ist dem aufmerksamen Wolnzacher ein Begriff. Er stellte im Sommer 2020 im Hopfenmuseum aus. Einer der ganz Großen der deutschen Kunstszene. Willikens war auch Rektor der Münchner Kunstakademie bis 2004 und brachte München auf Augenhöhe zu Deutschlands Kunstakademie Nr. 1, Düsseldorf, wo Markus Lüpertz das Niveau als Rektor hoch hielt. Lüpertz stellte vor einem Jahr in Wolnzach aus.
Die Idee zu einer Ausstellung der Meisterschüler von Willikens entstand auf der Vernissage der großen Lebenswerk-Ausstellung Willikens im Sindelfinger „Schauwerk“ im Sommer letzten Jahres. Zu ihr kamen viele seiner ehemaligen Schüler und waren froh, nach Jahrzehnten sich wieder zu sehen. Auch der Assistent aus der Münchner Zeit, Nol Hennissen, stieß dazu. Allen wurde angeboten, eine Ausstellung der Meisterschüler und Assistenten in Wolnzach in 2023 abzuhalten – mit dem Hintergedanken, so noch einmal Prof. Willikens nach Wolnzach zu locken. Prof. Anke Doberauer stimmte spontan zu und grenzte auch die Teilnehmer ab: Stefan Soravia, Schüler Willikens in seiner ersten Wirkungsstätte Pforzheim und danach Assistent Willikens in Braunschweig und den Ateliers Willikens‘.
Aus der Braunschweiger Lehrzeit Willikens wurden Rüdiger Stanko, Sigrid Nienstedt, Wolfgang Kessler und Anke Doberauer festgezurrt. Prof. Willikens wünschte sich neben Nol Hennissen aus der Münchner Zeit Georg Thumbach und Johannes Wende. Es wären noch mehr gewesen, doch sollte die Zahl auf acht begrenzt werden, damit jeder Künstler zwei Werke in Wolnzach zeigen könnte: eines aus seiner Studienzeit und ein aktuelles. Schließlich ließ sich auch Ben Willikens breitschlagen, ein Werk beizusteuern. Damit war eine Ausstellung erreicht, wie es sie in der deutschen Kunstszene noch nie gegeben hat. Die Bezeichnung „Klasse“ bezieht sich also auf die drei Klassen Willikens, die zu einer zusammengefasst werden, da sie ja zeitlich aufeinanderfolgen.
Dazu muss erklärt werden, dass an Kunstakademien in einer Klasse immer alle Studenten vom Professor unterrichtet bzw. beraten werden, vom Erstsemester bis zum Absolventen. Insofern ist der Klassenbegriff in der Kunst eh nie auf ein bestimmtes Jahr begrenzt. Prof. Doberauer, selbst an der Akademie der Bildenden Künste München lehrend, kennt so auch die Münchner Studenten Willikens‘. Es war ein Glücksfall, dass sie alle Künstler anmailte, steuerte und sogar die Ausstellung kuratierte, d.h. sie beriet, welche Werke nach Wolnzach kommen sollten und übernahm auch die Hängung der Werke, assistiert von Georg Thumbach. Die Kastner AG sandte Fahrer aus, die Werke aus ganz Deutschland abzuholen. So lief alles völlig unkompliziert und kostengünstig.
Zur Ausstellungseröffnung letzten Freitag kamen nicht nur Ben Willikens, sondern alle acht Schüler und Assistenten. Es fehlte keiner trotz anderer Termine. Mit 400 Gästen, herrlich gesungenen Beatles-Liedern von Phil Newton und Paul Sobetzky und einer Bewirtung mit einem langen, kreativen Buffet vom Lipp`n Wirt, Zwickel-Bier von der Urban Chestnut Brewery und Weinen aus ganz Europa wurde der Abend zum großen Erlebnis. Es regnete nicht, wenngleich dicke Wolken über dem Markt hingen und auch die Kälte für den 12. Mai ungewöhnlich war. Doch der Mantel wurde einfach angelassen, wärmende Pilze angeworfen, denn im Ausstellungsraum sollte nur die Kunst herrschen. So forderte es die Kuratorin und alle verstanden dies als sie den Raum betraten. So eine professionelle Hängung hatte eine Gruppenausstellung in Wolnzach noch nie. ek