Letzten Freitag organisierte die IRMA die sog. „Nacht der Unternehmen und der Wissenschaft“. Rund vierzig Unternehmen beteiligten sich, mit Schwerpunkt Ingolstadt. Von den Landkreisen der Region schloß sich nur Pfaffenhofen an, wobei neben Hotels, Galerien und Produktionsstätten der Kreisstadt sich nur drei Anlaufpunkte ausserhalb anboten: die Hecht GmbH in Pörnbach, die Werbeagentur Adverma in Rohrbach und die Kastner AG in Wolnzach, die vor allem die neue 9-Farben-Druckmaschine in voller Aktion vorstellte. Sie fand sich auch in der Werbebroschüre, die die IRMA verteilte. So kamen gerade Besucher, die sich diese Maschine anschauen wollten, ein Wunderwerk deutscher Technik.
Vom Pfaffenhofener Bahnhof nach Wolnzach pendelte ein Bus. Ein zweiter fuhr ständig von Wolnzach über Rohrbach nach Pörnbach und zurück. Schnell stellte sich heraus, dass dafür ein Kleinbus völlig gereicht hätte. Einmal kamen kaum Schaulustige aus Ingolstadt nach Pfaffenhofen mit der Bahn, andererseits waren es die Besucher aus dem Landkreis Pfaffenhofen gewohnt, mit dem Auto selbst zu fahren. Von den 30 Besuchern, die über die fünf Stunden bei der Kastner AG eintrafen, waren es rund Dreiviertel. Gut, dass die IRMA hohe Zuschüsse vom Bayer. Wirtschaftsministerium und von Großunternehmen erhielt, um sich den Busluxus leisten zu können. Im Wiederholungsfall würden zwei Ruf-Taxis genügen. Die IRMA sandte in alle Betriebe auch Fotografen und Kontrollpersonal, um über das Event angemessen berichten zu können.
Jedes teilnehmende Unternehmen war angehalten, neben Bewirtung auch Kunst bzw. Kreativität anzuheuern. So zeigte Vorstand Eduard Kastner auch die vielen Gemälde zeitgenössischer Künstler, die in allen Räumen der Kastner AG hängen. Doch die Besucher interessierten sich mehr für die Technik, wie ein Druckprodukt entsteht, die Geheimnisse der „schwarzen Kunst“, die eigentlich eine Meisterung der Farbe beinhaltet. Generell war der Wissensdurst sehr groß. Jede Führung dauerte eine Stunde. Da von festen Buszeiten auszugehen war, an die sich freilich die Selbstfahrer nicht zu halten hatten, kam es zu gewissen Überschneidungen des Vortrags am Ausgangspunkt, wo die Bewirtung aufgebaut war. Doch bei Gruppen von 6 Besuchern lässt sich eine Flexibilität einrichten.
In Ingolstadt hingegen wurden Besuchermengen registriert, mit denen nicht zu rechnen war. So wurde das neue Kongresshotel, das Maritim, regelrecht überrannt bzw. es bildeten sich lange Schlangen vor den Rundgängen. Solche Überraschungen geben den Organisatoren Recht, die ja schon an die Wiederholung des Events im nächsten Jahr denken. Bei den anderen Stationen, wie Edeka und Continental Temic, konnten die Schaulustigen leicht bewältigt werden. Andererseits kann doch von einem gesunden Interesse an der Wirtschaft berichtet werden. So sind es auch frühere Mitarbeiter, die sich mal wieder umschauen wollen, wie sich ihr Unternehmen nach vielen Jahren darstellt. Andere sehen sich nach einem neuen Arbeitsplatz um. Sehr viel Kommunikation davor lief über Social Media, so dass die Unternehmen sich auf ihre Besucher einstellen konnten. Auch klassische Medien wie Anzeigen in der Zeitung und Plakate an den Straßen machten auf diese Nacht aufmerksam. Es kann aber summarisch festgestellt werden, dass der Großteil der Bevölkerung nicht erreicht wurde und viele erst aus der Nachberichterstattung vom Event erfuhren.
Trotzdem ist die Idee eines Tages der offenen Türen bei Unternehmen anerkennenswert. Wenn Kinder und Jugendliche von ihren Eltern mitgenommen wurden, erlebten sie ein kleines Praktikum bzw. eine Hilfe bei der Berufswahl. Es kann auch der „Geist“ eines Hauses erfahren werden, die Einstellung zur Nachhaltigkeit oder Home-Office offenbart sich. Schließlich können ja Fragen gestellt werden, die Live beantwortet werden und nicht von künstlicher Intelligenz, die in Großunternehmen schon am Telefon eingesetzt wird. Die Besucher erfahren auch viel über die aktuelle Lage, wie Lieferkettenunterbrechungen oder Personalmangel. Solch eine Nacht hilft, Quereinsteiger zu aktivieren ohne Bewerbungsschwellen. Die Unternehmen erfahren erst im Nachgang, ob neue Mitarbeiter damit gefunden werden konnten. So steht es personalsuchenden Unternehmen frei, einen individuellen „Tag der offenen Tür“ zu organisieren – freilich ohne spezielle Buslinien. ek