Verprassung

Februar 27, 2023

Man muss nicht ein Bauexperte sein, um zu erkennen, dass ein Kindergarten, auch wenn er für beeinträchtigte Kinder geschaffen wird, keine 10,5 Mio. € kosten darf. So aber trifft es gerade in Wolnzach zu. Der Tatort: Eine Wiese hinter dem Waltron-Neubau. Die Motorradfreunde haben dort ihr Vereinsheim. Zugegeben, solch eine Lage im Zentrum gibt es nicht mehr häufig. Doch es wird eh nur in Erbbaurecht gebaut. Das Grundstück gehört der Kirche bzw. der Pfarrstiftung der Wolnzacher Katholiken. In den 10,5 Mio. € sind also nicht einmal Grundstückskosten enthalten.

Sicherlich wurde das Bauen in den letzten Jahren sehr viel teurer. Doch die Lieferengpässe bei einigen Materialien werden geringer. Der Rückgang der Bautätigkeit betrug 10 % letztes Jahr. So kehrt der Markt zurück. Baupreise sind nicht gottgegeben. Früher galt die Erfahrung, dass Baupreise nur eine Richtung kennen, und zwar die nach oben. Das wandelt sich gerade. Wer wartet, bekommt es bald günstiger. Wenn ein Geschäftsmann oder selbst ein Privater solch ein Bauvorhaben angeht, dann überlegt er so lange hin und her, bis er es ihn sich leisten kann. Dann werden eben ein paar Mauern herausgelassen oder Luxusausstattungen ersetzt.

Wenn aber Architekten und Bauplaner keine Richtwerte bekommen, bauen sie teuer. Schließlich verdienen sie an der Bausumme. Es muss also vom Bauherrn das Gegengewicht kommen. Typischerweise denken Kommunalpolitiker in Zuschüssen. Liegen sie hoch, wird das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Doch beim Wolnzacher Kindergarten sind nur 33 % zu erwarten, also zwei Drittel zahlt der Wolnzacher Steuerzahler. Und von dieser Seite ist Protest nötig. Wenn Wolnzach keine Schulden hätte und der Kämmerer nicht weiß, was er mit sprudelnden Steuerquellen anfängt, könnte auch mal Luxus drin sein. Aber ist es dann nicht besser, etwas Spektakuläres zu schaffen wie eine Kultureinrichtung mit herausragender Architektur? Oder zumindest ein Händemuseum?

Der Protest richtet sich auf keinen Fall gegen die Kinder selbst, dass sie es gut haben sollen. Aber diese Millionen werden sie und die Eltern nicht zu schätzen wissen. Da lobe ich den Waldkindergarten, der der Gemeinde im Aufbau gar nichts kostet. Die Kinder sind dort sogar glücklicher als in einem Gebäude, dessen Quadratmeterpreis über 10.000 € liegt – noch dazu ohne Grundkosten. Nachhaltiges Bauen hat auch eine ökonomische Seite. Sollten es Besonderheiten beim Bau für Behinderte sein, die die Kosten in die Höhe treiben, dann muss der Zuschuss auch entsprechend sein. Vorschlag: Die Betreiber des Waldkindergartens überlegen, wie sie 20 % Behinderte aufnehmen könnten und welcher Aufwand dafür zu treiben wäre. Sie finden eine Lösung. Das ist dann die Lösung. Und im Markt bauen wir einen normalen Kindergarten, wie wir es schon mehrmals schafften. Kostenvorgabe 3,5 Mio. €. ek