Viele Wolnzacher beklagten sich, als sie die Rechnung für ihr Abwasser in 2023 erhielten. Statt wie gewohnt 1,18 € pro Kubikmeter, sprang der Preis plötzlich auf 3,23 €/cbm, eine Zweieinhalbfachung. Noch dazu steigen so auch die Vorauszahlungen. Das ganze Jahr 2022 wurde schon mit 3,23 €/cbm abgerechnet. Aufklärung tut Not. So soll sie an dieser Stelle – auch rückwirkend – erfolgen. Die zuständige Sachbearbeiterin in der Marktgemeinde rechtfertigt die neuen Preise damit, dass 11 Jahre lang die neue Kläranlage nicht eingerechnet werden konnte, ja überhaupt keine Kalkulation möglich war. So blieb bis 2022 der Preis bei 1,18 €, also viel zu billig aus Sicht des Marktes. 11 Jahre Abschreibung fehlen schlichtweg.
Wenn einmal der Wurm drin ist, dann zieht er sich durch. In der neuen Wolnzacher Kläranlage war von falschen Bodengegebenheiten ausgegangen worden. Die Ertüchtigung zog sich. Eine Nachbesserung war schließlich möglich und das Becken hält auch, so dass Kläranlagenleiter Springer Entwarnung gibt. Weitere 40 Jahre Betrieb stehen bevor. Der Marktgemeinderat stimmte im November 2021 in einem „Bevorratungsbeschluss“ zu, dass ab 1.1.2022 eine neue Satzung für das Abwasser aufgelegt werde. Die Kalkulation erfolgte aber erst in 2022. Deshalb die Rückwirkung der neuen Gebühren zum 1.1.22. Diese Kalkulation gilt bis 2025. Ab 1.1.26 wird es eine neue Satzung fürs Abwasser geben.
Die Gemeinde misst sich an der Umgebung: In Pfaffenhofen gelten 3,18 €/cbm, in Geroldshausen gar 4,63 €. In allen Fällen bestimmt die Verbrauchsmenge von Wasser die berechnete Menge des Abwassers, nach dem Motto, was reinfließt, geht auch wieder raus. Das trifft auch für Wasser zum Gartengießen zu. Wer also sparen will, soll das Regenwasser auffangen zum Bewässern des Gartens. Generell stellt sich die Frage, wie bei Strom und Gas, wo Wasser aus der Leitung eingespart werden kann. Der letzte Sommer zeigte bereits, dass Wasser zum knappen Gut werden kann. Wir erlauben uns den Luxus, Trinkwasser für die Toilette zu verwenden.
Hier stehen wir aber erst am Anfang einer neuen Bewegung, ein getrenntes Leitungsnetz einzuführen: eines für höchste Wasserqualität also in der Küche und das andere zum Waschen und Spülen, mit eigenem Speicher für die Einleitung des Regens. In gewissen Intervallen wäre das Regenwassersystem mit Chemie z.B. Chlor, zu behandeln, um zu verhindern, dass Mikroorganismen die Leitungen verstopfen. Andererseits würde das Abrechnungsmodell für Abwasser der kommunalen Träger auf den Kopf gestellt: Es gäbe viel mehr Abwasser als Wasser. Genau genommen stimmt das aber nicht, weil ja auch im heutigen System der Regen über die Kanalisation abgeleitet wird.
Wenn Wasser- und Abwassergebühren zusammen gerechnet werden, ergibt sich ein Preis von 5 €/cbm. Für die Bewässerung in der Landwirtschaft liegt er viel zu hoch. Noch mehr weltweit: Die Begrünung von Wüste erfordert einen cbm-Preis von 2 – 3 Cent. Der Herstellpreis über Entsalzung von Meerwasser mittels Umkehrosmose liegt zwischen 60 Cent und 1,20 €. Wir pumpen das Trinkwasser nur aus dem Boden. Da müsste unser Wasser doch günstiger sein? Womöglich ließe sich auch in der Abwasserbehandlung einiges rationalisieren? Die Debatte dazu ist eröffnet. ek