Es ist nicht selbstverständlich, vom führenden Wirtschaftsforschungsinstitut Österreichs bzw. ihrem Chef, Prof. Gabriel Felbermair, ein Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Es handelt sich um eine Kombination einer Süßigkeit mit einem Buch: „Klima muss sich lohnen“ von Prof. Achim Wambach, dem Chef des ZEW-Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und Prof. in Mannheim, auch Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Habeck-Ministeriums und Vorsitzender der Monopolkommission. Die Lektüre sollte also versüßt werden. Eigentlich wäre das nicht nötig, denn wenn Prof. Felbermair ein Buch eines Kollegen verschickt, dann ist das Lesen Pflicht. Auf der Buchrückseite haben sich andere Kapazitäten der deutschen Industrie und Energiewirtschaft anerkennend ausgesprochen. Selbst der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann gesellt sich dazu.
Prof. Wambach erklärt zunächst das System des Europäischen Zertifikathandels, wie es bislang nur wenige so überzeugend schafften. Die Politik rammt Ziele bzw. Grenzen fest und die Märkte reagieren darauf. Es wird über alles gesprochen: Dass die Industrie zunächst viele Zertifikate geschenkt bekam. Nun aber werden die Mengen gemäß den CO2-Ausstoß-Zielen vermindert. Somit steigen die Preise um das Mehrfache. Das sogenannte ETS-System funktioniert also, wenn es derzeit auch nur Energieerzeugung, Industrie und innereuropäischen Verkehr, also 40 % der Emissionen, umfasst. Für Verkehr und Gebäude wird es gerade aufgebaut. Wieder wird die Wirtschaft darauf reagieren (müssen). Am Ende bleibt nur die Landwirtschaft mit 10 % der CO2-Emissionen als nationale Aufgabe übrig – sicher auch der komplexeste Teil.
Als Wirtschaftler will Prof. Wambach immer die Märkte in den Mittelpunkt der Veränderung stellen, was in Anbetracht der riesigen Aufgabe nur richtig ist. So folgt er europäischen Wissenschaftlern, die den deutschen Strommarkt aufteilen wollen in eine Süd- und eine Nordregion entsprechend der Stromerzeugung aus Sonne und Windkraft. Er sieht hier den deutschen Strommarkt völlig überreguliert. Da der Ausbau der neuen Stromnetze zu langsam voran geht, sollen finanzielle Anreize den Ausbau der Windkraft in Bayern befördern. Vielleicht dient dieser Vorstoß bewusst dazu, dem deutschen Strommarkt wieder das Attribut „Markt“ zurück zu geben. Da Prof. Wambach auch promovierter Physiker ist, sieht er in Gaskraftwerken den nötigen Ausgleich zu den erneuerbaren Energien. Auch auf das Glatteis der Merit-Order-Reform will er sich nicht begeben. Dieser Begriff fällt in seinem Buch nicht.
Die Gaswirtschaft würde durch die Wasserstoff-Wirtschaft abgelöst, womit auch die CO2-Emissionen vermieden würden. Generell folgt Prof. Wambach also den großen Schlagwörtern der Grünen: Elektromobilität, Wärmepumpen, Solaranlagen und Windräder als einzige absehbare Techniken. Er räumt den Deutschen, den „Denkern dieser Welt“, zwar Innovationen ein, die von den Märkten gierig aufgenommen werden, um Zertifikatskosten zu senken, doch bleibt dieser Ansatz völlig abstrakt. Damit verstärkt auch Prof. Wambach die „Dogma-Techniken“ der Grünen. In Wirklichkeit wird die deutsche Politik damit dümmer.
Als Marktwirtschaftler lässt Prof. Wambach völlig offen, woher für Deutschland günstige Strompreise und Strom in genügender Menge kommen, um die „Transformation“ zu ermöglichen. Da die Zeitspannen bekannt sind, verstärkt damit Prof. Wambach nur die derzeitige Ratlosigkeit der energieintensiven Industrie. Gas wird teuer bleiben. Wasserstoff kostet ein Vielfaches. Auch wenn Märkte den Preis für Wasserstoff wie bei Solarpaneelen senken, so liegt elektrolytischer Wasserstoff immer bei einem Vielfachen des Strompreises. Gehen da nicht energieintensive Betriebe dorthin, wo dieser günstige Solarstrom direkt entsteht? Wird der Klimawandel doch vor wirtschaftlichen „Zwängen“ kapitulieren? So wie wir es gerade in Deutschland erleben. Wir brauchen Innovationen, die CO2-neutral sind und alles viel billiger als bisher herstellen. Sofort! ek