Ernte-Depression

August 22, 2022

Der IGN-Hopfentag wird immer wichtiger. Auch wenn die Hopfenrundfahrt des Pflanzerverbandes heuer wieder stattfindet – sogar mit Ministerpräsidenten Markus Söder (im Wahlkampf), so werden dort nur offizielle Statements abgegeben. Die Erklärungen finden bei der IGN statt, heuer auf dem Hof von Anton Wittmann, Eichelberg. Dr. Florian Weihrauch von der LfL (Hüll) und Prof. Werner Back stellten Ihre Studien zu Artendiversität im Umfeld des Hopfenbaus vor – beide Komponenten stärken sich gegenseitig, in der Praxis gezeigt von Georg Kindsmüller, Hopfenring,  wo die rund 170 Gäste mit Fuhrwerken in die Hopfengärten gefahren wurden. Dann folgte die Ernteeinschätzung 2022 durch Mario Scholz, IGN-Geschäftsführer, und Adolf Schapfl, Präsident des Deutschen Hopfenpflanzerverbandes, nachdem Michael Eisenmann, IGN, das Hopfenjahr ’22 im Wuchs analysiert hatte.

Während der Barth-Bericht ’22 noch von einer gewaltigen Überproduktion an Alpha im laufenden Jahr ausging, kamen in Eichelberg sehr ernüchternde Zahlen. Hitze, Trockenheit und auch Hagel setzten den Beständen mehr zu, als die Gäste annahmen. Schapfl: „In der Hallertau sieht es verheerend aus im Vergleich zu Eichelberg“. So wird der Ertrag durch zu kleine Dolden um 30 % zurück gehen gegenüber ’21, der Idealernte in Ertrag und Alpha. Auch beim Alpha rechnen die Experten mit einem Rückgang von über 35 % der Tonnage, auch wenn der Regen am Wochenende sehr gut tat und die weitere Entwicklung des Wetters v.a. beim Herkules helfen könnte.

Scholz: „Die weltweite Ernte ’22 wird den Bedarf an Hopfen von den Brauern nicht decken. Es muß auf Lagerbestände zurück gegriffen werden“. So deckten sich viele Brauer im Superjahr 2021 gut und günstig ein. Auch der Pflanzerverband hatte dazu geraten. Die Überproduktion ’21 wurde so gar nicht als störend empfunden. Selbst Barth äußerte sich nicht negativ. Und nun ist sie die Rettung. Es kam aber auch schon die Überlegung, was wäre, wenn 2023 nicht besser würde? Reichten die Lager auch für eine zweite Mißernte? Spätestens hier müßte Barth seine Feststellungen vom Juni ’22 zurück nehmen. Die Fläche der Hallertau ist nicht zu groß. Der Klimawandel wird schlimmer werden.

Doch auch die Inflation setzt den Pflanzern sehr stark zu. Die gestiegenen Preise für Energie, Dünger & Co. errechnete die IGN mit 2.000 €/ha. Schapfl erkannte den Wahnsinn langfristig festgelegter Preise in den Verträgen. Es entstehen schon in 2022 so hohe Verluste, daß die Existenzgefährdung droht: „Aus einem Umsatz von 270 Mio. € gehen 100 Mio. € Verlust ein“. So werden derzeit keine Verträge mehr unterzeichnet. Auch das sah Barth vor zwei Monaten noch nicht so klar. Vermutlich wird dies das große Thema der Hopfenrundfahrt am 31. August abgeben.

In der ganzen Welt herrscht der Klimawandel. Die Welthopfenernte wird von rund 130.000 to auf 113.500 to schwinden, das Alpha von 14.452 to auf 11.747 to. Das sind Zahlen aus dem IHB-Kongress ’22, von der Wirklichkeit bereits überholt. Denn in einer Woche beginnt die Hopfenernte in der Hallertau. In der Brauwirtschaft zeigt der Ausstoß in die Höhe. Heiße Sommer sind gut für den Bierkonsum. Walter König, Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung und des Bayer. Brauerbundes, brachte für die vielen anwesenden Brauer indes gute Nachrichten vom deutschen Gersten- und Weizenmarkt. Hier gab es ’22 eine hervorragende Normalernte, was im Kostenbereich die Brauer viel mehr berührt als der Hopfen. ek