Wolnzach begann vor über 50 Jahren mit dem Frühbaden. Der Markt gestattete seinen Bürgern vor der Öffnungszeit, das Bad zu nutzen, wobei er nicht in Verantwortung stand, das Frühbaden eine Privatinitiative war. Wenn der Bürgermeister zum Frühbaden kam, dann als Privatperson. Andere Gemeinden versuchten immer wieder, das Wolnzacher Modell zu kopieren. Doch es fehlte an der Privatinitiative. Später verschärften sich die Haftungen, so dass die Privatinitiative doch in den Badebetrieb integriert werden musste. Auch eine Aufsichtsperson war zu finden.
Der Förderverein Schwimmbad Wolnzach e.V. sah es immer als eine seiner Aufgaben, das Frühbaden zu garantieren. Die Gemeinde wollte aber nie ein Recht zum Frühbaden aus der Vereinsmitgliedschaft anerkennen, obwohl es logisch wäre. Der Grund: Es hatte sich eine Zahl von 80 Frühbadern über die Jahre eingespielt und mehr sollten es nicht werden, um das „Frühbadeerlebnis“ nicht zu zerstören, d. h. ein Becken gehört nur ganz wenigen Schwimmern, ein Gefühl der Freiheit. Doch nun findet sich am Badeingang eine Tafel, die zum Frühbaden animieren möchte. Drei Tage des Ausprobierens sind gratis geboten. Erst dann wird der Frühbadejahrespreis von 30 € pro Person fällig.
In diesem Jahr haben bisher nur 53 Personen die Jahreskarte mit Frühbaderzuschlag gekauft, so dass die Kalkulation für die Aufsichtsperson ins Wanken geriet. Womöglich spielt auch eine Rolle, dass der Schwimmbad-Förderverein vor einer Neuorientierung steht, also das jahrzehntelange Gefüge gestört ist. Doch wer einmal im 50-Meter-Becken nahezu allein schwimmt oder die Massagedüsen des Warmbeckens so lange genießen kann, wie er möchte, der wird zum begeisterten Frühbader. Die gesundheitlichen Vorteile des Frühtrainings erhält er gratis dazu. ek