Die Stagflation und dann?

März 21, 2022

Mittlerweile haben die deutschen Unternehmen die Konsequenzen des Ukraine-Kriegs abgeschätzt und zum Teil schon erlitten. Der Ausfall der Ukraine und das Verbot des Exports nach Russland und Weißrussland trifft die Unternehmen, die sich auf diese Märkte konzentrierten, besonders hart. Allen energieintensiven Betrieben steht eine Explosion der Kosten ins Haus, selbst wenn das russische Gas noch fließt. Russland stellte den Export von Kohle mittlerweile ein, weil alle Bahnkapazitäten für den Nachschub in die Ukraine benötigt werden. Offiziell schiebt Moskau dies auf hohe Corona-Ausfälle bei den Zugführern. Immerhin fehlen dann Putin Milliarden von Euros für seine Kriegskasse.

Der Ausfall des russischen Gases würde zunächst zum Abschalten der Lieferungen an die Industrie führen. So würden viele energieintensiven Produktionen ausfallen – vom Mehl bis zur Chemie. Doch auch ohne diesen Worst-Case rechnet die IHK mit einer Rezession bei steigenden Preisen. So wird die Stagflation der 70er Jahre zurück kehren, auch wenn dieses Mal die Ursache leicht auszumachen ist. Doch wie lange wird der Krieg noch dauern und womöglich an Aggressinität gegenüber dem Westen zunehmen?

Ein Ende des Krieges wird erst eintreten, wenn Putin liquidiert wird oder sein Einmarsch in die Ukraine erliegt. Die Umsturztendenzen in Russland sind noch gering, würden aber mit einem Scheitern Putins Auftrieb bekommen. Wahrscheinlicher ist ein langer Krieg, der an Brutalität seitens Russland nichts übriglässt. Der Westen wird noch viele Waffen an die Ukraine liefern. Manche könnten Wirkung zeigen. Russland beherrscht aber den Flugraum über der Ukraine, so dass der Krieg aus der Luft verstärkt wird. Am Boden kommt es dann zu einem Häuserkampf oder einer Zerstörung aller Häuser, in denen sich ukrainische Widerstandskämpfer aufhalten. Es müssen also nicht nur Panzer getroffen und Raketen abgefangen werden, sondern auch die Artillerie ausgeschaltet werden. Der Westen wird keine Mittel scheuen, all diese Unterstützung der Ukraine zu leisten. Die Nato wird also in der Ukraine verteidigt. Wenn es nicht gelingt, Putins Armee zu stoppen, wird sich Putins Aggression gegen den Westen richten.

Der Westen wird auch durch die Flüchtlingswelle belastet. Pro Flüchtling wird monatlich mit 1.000 € an Kosten gerechnet. Auch wenn Kleinkinder nicht mitgerechnet werden müssen, so steigt die Zahl an Flüchtlingen mindestens noch um das Doppelte des heutigen Standes. Auch diese Belastungen werden in die Jahre gehen. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass mittlerweile in unserer Regierung mit Billionen gerechnet wird. Geld, das für die Transformation im Klimaschutz fehlen wird.

Es ist also mit einer Zunahme der Dramatik zu rechnen. Die Inflation wird durch die Abrisse der Lieferketten und Spekulation weiter steigen, aber auch die Aktien werden abstürzen. Unser Land hat den Gang in eine Kriegswirtschaft angetreten. Dies ist alles zu rechtfertigen, wenn es wenigstens zu keiner atomaren Auseinandersetzung zwischen Nato und Russland kommt. Es ist also nicht nur die Diplomatie gefordert – wenn auch zur Zeit völlig aussichtslos –, sondern das massvolle Zurückdrängen des verrückten Putins, quasi ein Ausbluten dieses Diktators. Hier spielt China die wichtigste Rolle.

Xi Jinping ist rationaler als Putin. Eine atomare Auseinandersetzung würde auch China sehr stark treffen. Wenn schon das Durchgehen eines Atomkraftwerks wie Tschernobyl starke Auswirkungen auf die Atmosphäre und den Fall-Out weiter Regionen hatte, so stehen wir einer millionenfachen Zerstörung im Falle des Atomkrieges gegenüber. Wieder einmal wird sichtbar, wie eng verwoben die Welt ist. Andererseits gibt es damit keine Neutralität gegen größere Mächte. Schon beginnt ein Ringen Chinas um Russland. Um so länger Putin an der Macht bleibt, um so mehr wird Russland zur Kolonie Chinas. Womöglich wird Xi Jinping verhindern, dass Putin auf den roten Knopf drückt und seine Generäle dies ausführen.

Unvorstellbar ist noch der Zusammenbruch der Weltwirtschaft, wenn China selbst zur Kriegspartei gegen den Westen würde. Hilft hier wenigstens die Diplomatie? Aus dem Klimaschutz brauchen wir sowieso eine Eintracht zwischen China und den USA. Aber wird der Klimaschutz dann noch zählen? Kann sich ein totalitäres System mit einem demokratischen vertragen, wenn das demokratische nicht wirtschaftlich dominant bleibt! Ist die kriegerische Auseinandersetzung die logische Konsequenz? Aber was ist damit heute zu gewinnen? Von der Ukraine werden nur Trümmer übrigbleiben. Vielleicht dienen sie als Mahnmal für die Welt? Jeder Ukrainer der getötet wird, steht als Märtyrer für eine gewaltlose Welt. Werden sich die Individuen gegen ihre Diktatoren aufrichten? ek