Auf der Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbundes letzten Donnerstag servierte Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Elbbertz den Journalisten wieder ein Meer an Daten und Grafiken. So wird überdeutlich, dass in Deutschland der Bierkonsum abnimmt, in Summe von 115 Mio. Hl. in 1994 auf nun 8,5 Mio hl und pro Kopf von 150 l/Jahr in 1976 auf nun 95 l/Jahr. Eine klare Trendlinie zeigt den Niedergang des Braugewerbes, doch mit der Corona Krise – geschlossenen Gaststätten, Ausfall der Volksfeste etc. – stürzten die Zahlen unter diesem Verlauf mit zusätzlichen -10 %. Dabei kam Bayern in 2021 besser weg als alle anderen Bundesländer: Der Bierabsatz stieg um 2,1 % gegenüber dem schon schlechten Vorjahr, während im deutschen Schnitt es um 2,2 % weiter nach unten ging.
Bayern holte sich dieses Plus vom Export. Denn 2020 war gekennzeichnet von Grenzschließungen und dem Erliegen des Tourismus, was 2021 nicht mehr so krass einzuhalten war. Neben dem typischen bayerischen Weißbier holt das Bayerische Helle zusätzliche Trinker (+13,8 %). In Deutschland dominiert das Pils mit 49 %, verliert aber laufend an das Helle und das Lager, die eigentlich zusammenzufassen sind. Für Bayern ergibt sich dank des Exportes keine fallende Trendlinie sondern eine horizontale. Zum Spitzenjahr 2018 fehlen aber noch 1,5 Mio hl und zu 2019 500 000 hl. Werden das alkoholfreie Bier und der Malztrunk hinzugerechnet, kommt Bayern auf 25 Mio hl in 2021 und überholt Nordrhein-Westfalen, das im steuerpflichtigen = Inlandsabsatz noch mit 100 000 hl vor Bayern liegt.
Im Gegensatz zur Industrie kennt das Braugewerbe keinen Nachholeffekt. Es kann nur zum Normalleben zurückgekehrt werden. Leider überlebten eine Reihe von Gaststätten die Krise nicht, viele bleiben angeschlagen. Der Handel kompensierte den Bierabsatz als die Gaststätten geschlossen waren. Die Macht der großen Einzelhändler drückt aber den Preis. Häufig werden mit Bier Billig-Aktionen gefahren – zu Lasten der Brauer. An Preissteigerungen ist bei diesen Handelsketten auch jetzt nicht zu denken, obwohl die Kosten bei den Brauern explodieren. Das Malz verteuerte sich gar um 100 %, gefolgt von Energie, Transport, Kronkorken, Bierflaschen, Etiketten und Löhne. So wird es für viele Betriebe wirtschaftlich eng. In Bayern gaben 5 Unternehmen auf. Das Nord-Süd-Gefälle zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Bayern. Die Betriebe in Altbayern exportieren mehr, haben besser rationalisiert.
Der Exportanteil der bayerischen Brauer liegt bei 25 %, Tendenz steigend. Hätte dieser nicht stattgefunden, büßte der innerbayerische Absatz 21:20 auch ein (-1 %). Die Corona-Delle von 2020 im Export wurde 2021 komplett ausgeglichen. Bayern verzeichnete in ’21 einen Allzeitexportrekord. Das läßt das bayerische Braugewerbe zuversichtlich in die Zukunft schauen. Auch das alkoholfreie Bier wächst. Es sei gelungen, die Qualität so zu verbessern, dass hier eine starke Zukunft entsteht, wie Präsident Georg Schneider ausführte. Das alkoholfreie Radler nahm gar um 30 % zu. Schneider löste sich mit Dr. Elberts in den Vorträgen ab. Er kommentierte auch die Entwicklung des Craftbiers in Bayern. Die Revolution wie in den USA fand bei uns nicht statt. Es kam zu vielen Neugründungen. Doch am Gesamtbierabsatz ändert dies fast nichts. Alle Brauereien unter 5000 hl trugen ’21 nur zu 0,9 % des Absatzes bei, obwohl sie 73 % aller Brauereien ausmachten.
Doch die Craftbiere steigerten das Ansehen des Bieres und führten zu einer Qualitätsverbesserung aller Biere. Das Bewußtsein für die Zutaten, gerade in Bezug auf den Hopfen, stieg. „Bier braucht Heimat“ lautet eine Forderung des Verbands. Die Craftbiere tragen stark dazu bei. Hier besteht kein Preis-Dumping. Selbst das Bayerische Helle gewann so an Ansehen. Auch die Bierkönigin, Sarah Jäger, trägt zum Spitzenimage bayerischen Biers bei. Sie verlängerte ihre Amtszeit gerade um 1 Jahr. Als ausgebildete Bier-Sommeliere sind ihre Auftritte ein Gewinn.
Auch Walter König, Geschäftsführer des Bayer. Brauerbundes aber auch der Gesellschaft für Hopfenforschung, übernahm wieder den Part der Rohstoffmärkte. Heuer legte er seinen Vortrag auf die Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Brauerei braucht nachhaltige Rohstoffe. Fast 50 % der Hopfenbetriebe seien mittlerweile zertifiziert. Der Hopfenhandel veröffentlicht Nachhaltigkeitsberichte. Das Malz sei noch nicht so weit. Zu den EMAS-zertifizierten Brauereien gehören neben dem Trendsetter Lammsbräu auch Augustiner und Paulaner. König könnte sich selbst schon als Nachhaltigkeits-Manager bezeichnen.
Alle Grafiken und Kommentare finden sich auf der Internetseite des Brauerbundes www.bayerischer-brauerbund.de ek