Meiningen liegt im “fränkischen” Thüringen, eine halbe Autostunde von Coburg entfernt. In dem rund 20.000-Einwohner-Ort gibt es ein stattliches Schauspielhaus, erbaut von einem kulturbegeisterten Fürsten. Das Ensemble umfasst einen 30-köpfigen Chor, 15 Schauspieler/Sänger, rund 100 Musiker und die übliche Verwaltung. Da die Förderung des Staates in die Millionen geht, das zum Staatsschauspiel aufgestiegene Haus kommt über die Runden, Corona zum Trotz. Daneben existieren auch das Kammerspiel und ein Landesmuseum. In der „Kulturstraße“ stehen einige klassische Gebäude mit hohen, dicken Säulen im Vorbau. Königsplatzgefühle steigen hoch.
Abgesehen vom beeindruckenden Thüringer Wald, ein Naturschauspiel, zieht die Meininger Kultur Besucher aus ganz Deutschland an. Denn die Qualität der Aufführungen im Staatsschauspielhaus kann mit Referenzen wie Regensburg oder Augsburg mithalten. Ingolstadt spielt eine Klasse darunter. Als nun einige Mitglieder des Regensburger Ensembles nach Meiningen wechselten, wurde Markus Lüpertz auf Meinigen aufmerksam. Lüpertz hat starke Bindungen zu Regensburg. Er fertigt dort gerade ein Kirchenfenster, die Galerie Art Affair mit Karl-Friedrich Krause kümmert sich um das Sponsoring. In den Galerieräumen könnten ständig viele Originale Lüpertz gekauft werden. Die Preisklasse entspricht deutschem Top-Niveau.
Dieser 80-jährige, stets korrekt gekleidete Lüpertz konnte gewonnen werden, die Bühnenbilder und Kostüme für eine Oper in Meiningen zu gestalten, er führte sogar bei Puccinis „La Bohème“ die Regie. Letztes Wochenende gab es zwei Premieren mit dem Weltkünstler. Als Lüpertz am Ende der Vorstellung sich zu den Sängern gesellte, springen die Zuschauer von den Plätzen. Tosender Applaus. Für einen Maler„fürsten“ etwas völlig Ungewohntes. Ja, das Experiment ging auf. Viel gewagt, alles gewonnen.
Die Süddeutsche Zeitung widmete Lüpertz vorletztes Wochenende sein „Buch zwei“: volle vier Seiten über Lüpertz und seine Oper. Ein Volltreffer, selbst für Lüpertz, und vor allem für Meiningen. Fernsehen und Presse begleiteten die Premiere. In einem Fernsehinterview wagte Lüpertz, den Begriff der „Provinz“ zu verwerfen. Seine Bühnenbilder hätten wirklich auch Bayreuth gut gestanden, ganz zu schweigen von Münchens Theatern. Es zählt das Werk und nicht mehr der Ort.
Was hat das alles mit Wolnzach zu tun? Markus Lüpertz wird im Mai 2022 im Wolnzacher Hopfenmuseum ausstellen und dazu auch persönlich kommen. Sein Freund Ben Willikens tat dies 2020 oder Jerry Zeniuk. Noch müssen alle Daumen gedrückt werden, dass nichts dazwischen kommt in diesen für Kultur so unsicheren Zeiten. Doch dann legt auch Wolnzach seine „Provinz“ ab. ek