Auch wenn der Veranstaltungsraum des Dt. Hopfenmuseums noch bis August vorwiegend als Testzentrum für Covid-19 dient, so lassen sich die Wände durchaus für Kunst nutzen, zumindest im Eingangs- und Wartebereich. Doch auch im Abstrichraum sind die Wände ungenützt. So blieben die Illustrationen von Alexandra Hamann und Julia Kluge dort hängen und muntern das Testpersonal und ihre Klientel auf. Daraus soll sich bis August nichts ändern. Das Thema „Saisonarbeit im Hopfen unter Covid-19-Zeiten“ bietet sich gerade an zu bleiben.
Seit letzter Woche zeigt Werner Völk seine Ölbilder auf den gegenüberliegenden Wänden. Er sieht die Tests auch positiv: er arbeitete als Allgemeinmediziner in Schrobenhausen bis zu seiner Pensionierung vor 20 Jahren. Seitdem widmet er sich voll der Zen-Lehre. Die Bilder sind Ausdruck seiner Wahrnehmung von sich und der Welt. Dr. Völk sieht sich auch nicht als Künstler oder gar Maler. Die Werke brechen aus ihm heraus. Über die Ergebnisse ist er oft selbst erstaunt. Doch es sind immer große Themen, die sich als Bildtitel finden wie „Turmbau zu Babel“, „Grabmal“ oder „Naturgewalten“.
Für sieben Bilder ist es freilich nicht Wert, eine Vernissage zu halten. Desshalb wird der Rathaus-Keller als eigentlicher Ausstellungsraum genutzt. Der Weg vom Museum zum Rathaus ist ja nicht weit und verschafft einen spannenden Eindruck vom Markt. Die Ausstattung des Rathauskellers wurde bei der Renovierung eh speziell als repräsentativer Raum vorgenommen. Er eignet sich sogar für Trauungen. Mit den Bildern von Werner Völk wirkt er fast sakral. Einziger Nachteil: Diese Ausstellung steht dem Publikum nicht so offen wie das Museum, das die lange Periode des Shut-Downs seit Samstag überwinden konnte.
Zunächst war die Vernissage als Videokonferenz mit den Gästen geplant. Doch dann sanken die Inzidenzwerte nachhaltig unter 100 und aus Pfaffenhofen kam die Genehmigung mit bis zu 250 Gästen eine Präsenzveranstaltung im Freien abhalten zu können. Als Auflage galten Tests und einHygienekonzept. So eignete sich das Hopfenmuseum doppelt gut: das Testen vor Ort ließ aus der Beeinträchtigung eine ideale Ergänzung, einen echten Service, werden und der überdachte Vorraum zeigt sich ideal, Biertischgarnituren so aufzustellen, dass die Gäste genügend Abstände beim Sitzen einhalten und so ihre Masken abnehmen können.
Nach der langen „grauen“ Zeit der Inaktivität und des Kulturmangels wurde so der Museumsaußenbereich zur Gastronomiezone mit fetziger Livemusik von Donkeyhonk und Lametto. Die Lebensfreude kehrte zurück, ließ die Pandemie hinter sich. Auch das Wetter steuerte seinen Teil bei, wenn auch die Abendsonne die Grundkälte des Tages nicht mehr aufheben konnte. Viele Gäste waren warm angezogen und erlebten eine Vernissage der besonderen Art: Völk erklärte nicht nur seine Bilder und seine Lebenseinstellung, die Welten aus seiner Sicht, er zeigte vielmehr, wie er zu innerem Glück gefunden hat und mit 86 den Weg erfolgreich weiter gehen wird. Es ist die einzige Ausstellung seines Lebens. Dass sie Wolnzach als Ort fand, ist fast schon eine Bestimmung. Wir erlebten einen mehr als glücklichen Menschen. Viele Gäste kamen aus Schrobenhausen, um ihren ehemaligen Doktor wieder zu sehen. Wolnzach stand mit nichts der ehemaligen Kreisstadt nach, ja viele fühlten sich schnell zuhause. Der Markt zeigte sich als Kulturzentrum der Region 10. ek