Die zweite Welle der Covid-19-Epidemie übertrifft in den täglichen Neuinfizierten den Höchstwert der ersten Welle gewaltig und ein Ende des Anstiegs ist nicht abzusehen. Schon ist ein zweiter Lockdown im Gespräch. Betroffen davon sind immer Gaststätten. Entweder werden sie kategorisch geschossen oder die Bürger wegen sich Ausgehsperre trauen sich mit nicht mehr in die Lokale. Es steigt ja gerade auch wieder die Angst vor Ansteckung, was viele Aktivitäten einschränkt. Auch der stationäre Einzelhandel wird dies nun verstärkt spüren. Das Weihnachtsgeschäft könne auch geringer ausfallen. Reisen werden nicht gebucht, da die Quarantäne-Bestimmungen eine Zusatzurlaubswoche nach Rückkehr erfordern.
Beunruhigend ist, dass im Berchtesgadener Land niemand erklären kann, warum die Werte so stark gestiegen sind. RKI-Präsident Wieler sieht zwar private Feiern und öffentliche Parties als Infektionstreiber. Doch es bleibt bei Ermahnungen. Die Ausgangssperre der Bürger ist die härtest mögliche Reaktion der Politik. Es offenbart sich aber auch, dass viele Festlegungen zum Infektionsschutz nur statistisch sinnvoll sind, weil sie eine tendenzielle Vereinzelung auslösen. Für den konkreten Schutz vor Ansteckung nützen sie nicht. So wurde beim FC Bayern eine Quarantäne der ganzen Mannschaft nur vermieden, weil sich alle auf einen Passus der Vorsorge geeinigt hatten, und zwar wer weniger als 15 Minuten mit dem Infizierten ohne Maske zusammenstand, brauchte nicht in Quarantäne.
Während also sonstwo alle Kontaktpersonen ersten Grads in eine einwöchige Quarantäne müssen mit Pflichttest am 5. Tag, gilt das für den Profisport nicht. Dabei ist die Formel falsch: Es genügen 2-3 Minuten, dass ein „Spreader“ sein Gegenüber durch Anhauchen (Sport) oder Reden ansteckt. Es kommt nur deshalb nicht zur Ausbreitung im großen Stil, weil die Statistik fehlt. Vielleicht war Gnabry nur wenig ansteckend? Würde diese falsche Formel in großem Maße angewandt, hätten wir garantiert eine Erklärung für die Ausbreitung des Virus. Das trifft auch für das Bundeskabinett zu. Es wird auf den Abstand zwischen den Ministern vertraut. Doch zuvor befanden sich viele in Einzelgesprächen – womöglich ohne Maske. Es gilt immer die Annahme, es wird schon nichts passiert sein. Einzig konsequent agiert Bundeskanzlerin Merkel. Sie akzeptierte schon eine präventive Quarantäne, die sich dann als unnötig gezeigt hatte. Das wird immer bei der Mehrheit der in Quarantäne Geschickten sein. Dennoch ist diese Maßnahme richtig, wenn auch teuer, besonders für den Eingeschränkten.
Es ist also auch wichtig, mit epidemisch falschen Zahlenvorgaben und Modellen aufzuräumen. Wir werden die hohen Infektionszahlen nur stoppen, wenn wir es nicht mehr für richtig halten, dass sich Mitglieder fremder Hausstände ohne Maske bei fehlendem Mindestabstand unterhalten. Darunter fallen also alle Regeln in der Gastronomie, wieviele (fremde) Personen an einem Tisch sitzen dürfen. Ohne Mindestabstand eben keine weiteren Personen aus anderen Hausständen. Nur so können die Gastronomen ein kategorisches Schließen ihrer Gaststätten vermeiden. Die Beschränkung auf eine Personenzahl bei Veranstaltungen ist ebenso sinnlos. Es müssen die Mindestabstände eisern eingehalten werden können bzw. die Maskenpflicht muss durchgängig sein. Die Masken dürfen auch nicht berührt werden, also nicht abgenommen oder teilweise zum Essen geöffnet werden ohne konsequente Desinfektion der Hände. Da reicht ein Spender am Eingang nicht. Er muss an jedem Tisch stehen.
Es ist ja gut, dass das Tragen von Masken im öffentlichen Raum kontrolliert wird. Das Alkoholverkaufsverbot in der Nacht trifft nur das Trinken in Gruppen – wozu die Masken abgenommen werden. Aber dann kommen die Gruppenmitglieder eben mit vorher gekauften Alkoholika. Es muss das Trinken in Gruppen verboten werden – ab orange und nicht erst bei rot oder tiefrot. Über die häuslichen Gemeinschaften multipliziert sich jede Einzelinfektion. So kommt das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen zustande. Es sind also systematische Fehler in der Ansteckungsvermeidung, die sich dann in den Häusern vervielfachen. Jedes Hygienekonzept ist nur gut, wenn sie jede Infektion ausschließt. Das ist radikal, aber logischer als nun in eine Panik zu verfallen mit politischem Lockdown der Gaststätten, Hotels und womöglich gar Geschäften. Ohne diese Einsichten werden Messen weiter abgesagt bleiben. Wir brauchen Infektologen, die jeden Tag die Praxis kontrollieren und Wege der Abhilfe an die Politik herantragen. Auch die Wirtschaft ist so vernünftig, diese Einzelregelungen zuzulassen, als den Shutdown zu riskieren. Wir wissen, dass ein zweiter Shutdown viele
Unternehmen zerstört. Und die Dauer der Epidemie ist noch lange. ek