Am Donnerstag lud das Hallertau Gymnasium Wolnzach zur 25-Jahr-Feier. Die Festrede hielt Frau Dr. Karin Oechslein, frühere Ministerialbeauftragte für das Gymnasium, heute Chefin des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). Dazu packte sie Werbemittel des ISB in eine Stofftasche und erklärte ihre Symbolik für das Haus und ihren Chef Christian Heller. Witz- und wortreich, bunt, ganz im Stil des Hauses. Also keine ernsten Worte über die Zukunft Deutschlands in der Welt und die Anforderungen an das Bildungssystem zur Behauptung der Spitzenposition unseres Landes oder der Hinterfragung von „Fridays for Future“ für die reale Politik, die Demokratie und Toleranz. Darauf hatte das Haus aber auch keinen Einfluss. Vielmehr wollte keiner der Redner Probleme in die heitere Runde tragen.
Dabei kam aber in den eingeblendeten Bildern zu den erlebten 25 Jahren vieles zum Vorschein, das diese Themen berührte: die Auszeichnung von Schülern in deutschlandweiten Wettbewerben wie Physik, die Umsetzung von „Kein Rassismus“ durch Mut, das starke Engagement der Lehrkräfte für eine intakte Schulgemeinschaft und konkurrenzfähige Lehrstoffvermittlung, die starke Zunahme von Theater, Musik und bildender Kunst, auch im Niveau, also der Kreativitätsförderung. Für „Fridays for Future“ fand sich freilich kein Bild. Der Protest wird in München und Ingolstadt ausgetragen. Es hätte höchstens ein Foto der fast leeren Klassenzimmer gezeigt werden können.
Vielleicht sollte die Ausbildung und Erziehung von 10- bis 20-Jährigen auch nicht dramatisiert werden. Es ist nicht minder wichtig, dass Schüler und Lehrer gerne in den Vorzeigebau kommen und miteinander gut auskommen, es wenig Mobbing gibt und jeder seine Lern- und Lehrziele kennt und beherzigt. Demokratie muss gelebt werden ebenso wie Toleranz. Ja, das zeichnet das HGW aus. Um so lobenswerter, dass ein „Landgymnasium“ von einem „Stadtgymnasium“ bis zur Oberstufe kaum mehr zu unterscheiden ist. Für das überbordende Kulturangebot der Großstädte kann das HGW nicht verantwortlich gemacht werden. Es erzeugt aber starke eigene Veranstaltungen, die sich natürlich am Niveau der Städte orientieren. Ein Christian Kuttler füllt da eine sehr wichtige Rolle aus.
Es könnte hinterfragt werden, warum keine Konzerte oder sonstige Auftritte des Kulturbetriebs von außerhalb in der Aula des HGW mehr stattfinden, das Gymnasium als Kulturgenerator der Region fungiert. Hier müsste sich auch der Förderkreis stark einbringen. In der klassischen Musik besteht sicherlich ein Defizit, gerade wenn die St.-Laurentius-Kirche weiter für Auftritte gesperrt bliebe. Doch alle übrigen Sparten werden vor Ort gut repräsentiert: Kleinkunst im Zeidlmaier´s, Rohrbach, und in Unterpindhart, Jazz im Incontri, Volksmusik überall, Folkrock u.ä. beim Stilwirt und beim Rockfrühling. Zusätzlich bietet das Deutsche Hopfenmuseum einen breiten Strauss an Kulturevents. Vielleicht fehlt es an einer bewussten Einbeziehung des HGW bei all diesen Veranstaltungen bis hin zur Diskussion über das Erlebte in den Klassen. Aber das kann schnell verbessert werden.
Schließlich erzählte der 2. Vorsitzende des Fördervereins, wie wichtig vor 27 Jahren die Kunstausstellungen in Wolnzach waren, um Minister Hans Zehetmair zu seiner Entscheidung für Wolnzach zu gewinnen – gegen sein Ministerium. Die Beamten stuften Wolnzach als „Geistergymnasium“ ein, also als eine Schule ohne Schüler. Genau das Gegenteil trat ein. So viel Begeisterung für ein Gymnasium fand Zehetmair selten in einem Ort vor. Sie war der Grundstein eines großen Erfolgs, der am Donnerstag ausgiebig gefeiert und gewürdigt wurde. Zwei Jahre bewies Wolnzach als Außenstelle des Schyren-Gymnasiums, dass es Pfaffenhofen am besten entlasten konnte, bis es zur Verselbständigung vor 25 Jahren kam.
So wurde eine innovative Architektur für den Neubau gewagt, Grundlage für Kreativität und Identität, die wir heute beim HGW so loben. Landrat Martin Wolf, ebenfalls stolz auf das HGW, betont, dass das HGW eine Landkreiseinrichtung ist. Bürgermeister Jens Machold bleibt die Rolle des humorvollen Gastes. Das HGW und seine Lehrerschaft sehen sich wie ein Großunternehmen am Standort Wolnzach. Doch wir sind froh, dieses „Großunternehmen“ in unserer Gemeinde zu haben, nicht als Gewerbesteuerzahler sondern als attraktive Bildungseinrichtung, die den Zuzug nach Wolnzach bestärkt. Schade, dass Hans Zehetmair am Donnerstag nicht kam, trotz Einladung und erster Zusage. Ohne ihn hätte es diese Feier nicht gegeben. ek